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Samstag, 28. Mai 2011

Empathische Menschen sind häufiger Chamäleons


Der Wirkung des sogenannten „Chamäleon-Effekts“ begegnet man sehr oft im Alltag. Sei es bei der Beobachtung eines Pärchens im Restaurant oder die Interaktion zweier befreundeter Kommilitonen: unbewusst spiegelt der eine den anderen in der Körpersprache und sogar in Worten wider. Fährt sich der eine kurz über die Haare, streicht sich der andere wenig später eine Strähne aus dem Gesicht. Schlägt eine der Personen ihre Beine übereinander, folgt das Gegenüber oft unverzüglich. Jeder von euch, der das Seminar Ausdrucksdiagnostik belegt hatte, weiß, dass das „Matching“ oder auch Kongruenz der Körperhaltung z.B. sehr deutlich die Ähnlichkeit der Rollen und der Standpunkte in einer Gruppe anzeigt. Auch Hinweise auf den sozialen Status können gezogen werden: Eine kongruente Haltung wird eher von Mitgliedern einer Gruppe eingenommen, wenn die Beziehungen auf Gleichheit und Gleichrangigkeit beruhen. Das Nachahmen von Verhalten bildet damit sozusagen einen „sozialen Klebstoff“.

In einer Studie von Chartrand und Bargh (1999) wurden drei Experimente zu dieser Thematik durchgeführt. Das für unsere Thematik relevante Experiment war das dritte. Mit diesem Experiment wollten die Autoren herausfinden, welche psychologischen Dispositionen dafür verantwortlich sind, dass einige Personen mehr als andere das Verhalten des Gegenüber widerspiegeln. Sie fokussierten sich dabei auf die Variable „Perspektivenübernahme“, eine wesentliche Komponente der Empathie.
55 Teilnehmer der Studie mussten jeweils mit einem vermeintlich anderem Teilnehmer abwechselnd Fotografien beschreiben. Der getarnte Verbündetes des Experimentalleiters hatte dabei die Aufgabe, während der gesamten Interaktion zwei unterschiedliche Verhaltensweisen auszuführen: Reiben des Gesichtes und Schütteln des Fußes. Nach Beendigung der Aufgabe füllten die Teilnehmer einen Fragebogen zur Erfassung von Perspektivenübernahme (kognitive Komponente der Empathie) und empathischer Betroffenheit (emotionale Komponente der Empathie) aus.

Ergebnisse:
Teilnehmer, die einen hohen Score in Perspektivenübernahme aufwiesen, ahmten das Reiben des Gesichtes mehr als 30% und das Fußwackeln mehr als 50% öfter nach als die Teilnehmer mit einem niedrigen Score. Die Variable „Empathische Betroffenheit“ hingegen schien keinen Einfluss auf die Rate des Wiederspiegelns der Verhaltensweisen zu haben. Dies impliziert auch, das der Moderator für individuelle Unterschiede bei dem Chamäleon-Effekt auf der kognitiven Ebene anzusiedeln ist. Menschen, die ihrem Interaktionspartner mehr Aufmerksamkeit und Gedanken entgegenbringen (durch den kognitiven perzeptuellen Prozess der Perspektivenübernahme), zeigen mehr Nachahmung der Verhaltensweisen.

Josephine

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