Viele Menschen wissen nicht, was Glück, Wut oder Trauer ist.
Das kann ernste Folgen für ihre Gesundheit haben
Wenn Edward Lewis alias Richard Gere am Ende des Spielfilms
„Pretty Woman“ mit einem Blumenstrauß zwischen den Zähnen die
Feuerleiter emporklettert, um seiner Vivian (Julia Roberts) einen
Heiratsantrag zu machen, kullert so manche Träne über die Wangen der
zumeist weiblichen Zuschauer. Männern passiert das vielleicht eher, wenn
ihr Lieblings-Fußballclub endlich Meister geworden ist.
Doch es gibt eine Vielzahl von Menschen, die nie mit emotionalen Ausbrüchen reagieren. Sie können nicht anders. Besonders verbreitet ist dieses Phänomen unter Männern. Rund 17 Prozent davon sind laut einer finnischen Untersuchung nicht in der Lage, ihre Gefühle zuzuordnen. Die Diagnose lautet: Alexithymie.
Gefühlsarmut kann krank machen
Was der Wissenschaft schon lange bekannt ist, hat erst in den 70er Jahren einen Namen bekommen. Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab: „a“ ist die Verneinung, „lexis“ bedeutet lesen, „thymos“ heißt Gemüt. Übersetzt also ungefähr: „Gefühle nicht lesen können“. Wut, Freude, Trauer, Glück – gleichgültig ob positives oder negatives Gefühl, der Alexithyme kann es nicht einordnen oder benennen.
Einem Betroffenen mag das vielleicht nicht auffallen, umso mehr dagegen dem Partner, dem die Gefühlsarmut sehr ans Gemüt gehen kann. Die Gefühlsarmut macht sich für Außenstehende meist kaum bemerkbar. Oft sind die Betroffenen sogar überdurchschnittlich intelligent, verfügen über einen exzellenten technischen und logischen Verstand. Nur an Phantasie mangelt es: „Alexithymiker denken immer nur an konkrete Ereignisse, nicht aber in Emotionen“, erklärt Dr. Jochen Müller, der sich an der Universität Würzburg seit Jahren mit dem Phänomen Alexithymie beschäftigt.
Probleme haben die Betroffenen erst dann, wenn sie ihre Gefühle ausdrücken sollen. Im Lauf der Zeit lernen sie aber, damit umzugehen. Sie wissen, in welchen Situationen andere Menschen bestimmte Gefühle haben, was allerdings eine enorme Konzentration erfordert. Weil er ständig im Unterbewussten versucht, sich an die Umwelt anzupassen, steht der Alexithyme sozusagen unter Dauerstress. Das kann irgendwann zu ernsten Folgeerkrankungen führen. Daher vermuten Fachleute vor allem unter chronisch Kranken besonders viele Alexithyme.
Was sind die Ursachen der Gefühlsblindheit?
Einerseits können genetische Defekte Hirnveränderungen bewirken, die schließlich zur Alexithymie führen. Andererseits gehen Experten davon aus, dass Traumata, hauptsächlich in früher Kindheit, die Gefühlswelt der Betroffenen einmauern. Auch bei Soldaten wurde nach Kriegseinsätzen vorübergehende Gefühlsblindheit festgestellt. „Man nimmt an“, sagt Müller, „dass es eine Art Schutzmechanismus ist. Alexithyme Menschen können diese sehr starken Emotionen nicht verarbeiten und lassen auf diese Weise erst gar keine mehr an sich heran.“
Blockade im Gehirn
Forscher der Universität Köln konnten inzwischen zeigen, dass sich die Verarbeitung von Emotionen in den Gehirnen von alexithymen und gesunden Menschen unterscheidet: Normalerweise übersetzt das limbische System im Gehirn die Körpersignale in Gefühle, die dann zu der für die Sinneswahrnehmung zuständigen Hirnrinde gelangen. Bei Alexithymen wird dagegen ein Bereich im „Stirnlappen“ aktiv, der anscheinend die Verarbeitung der Gefühle im limbischen System blockiert.
In der Praxis diagnostiziert man Alexithymie heute ausschließlich mit verschiedenen Tests, Interviews sowie aufgrund von Fremdbeurteilungen. Meist verwenden Psychologen die Toronto-Alexithymie-Skala, einen Test mit 20 verschiedenen Aussagen, die die Patienten je nach ihrem Zutreffen mit einer Zahl von 1 bis 5 beurteilen müssen. Bei einem Gesamtwert von über 60 gilt ein Mensch als alexithym. Psychologe Müller setzt auf eine Kombination der verschiedenen Diagnosemethoden, denn nur dann könne die Gefühlsblindheit zweifelsfrei erkannt werden.
Emotionen mühsam erklären
Die Therapiemöglichkeiten der Alexithymie sind begrenzt; zu lange wurde das Phänomen von der Wissenschaft vernachlässigt. So wurde früher versucht, die Betroffenen mit psychoanalytischen Methoden zu behandeln, bis man erkannt hat, dass damit wenig zu erreichen war. Heute gehen Psychologen anders an das Problem heran, indem sie ihren Klienten mühsam die Gefühle erklären. „Sie sollen lernen, was es zum Beispiel bedeutet, wenn sie Herzrasen haben“, schildert Müller. Die Forschung stecke auf dem Gebiet der Behandlung aber noch in den Kinderschuhen.
In Fällen von schweren Traumata kann sich eine Gefühlsblindheit wieder etwas zurückentwickeln, sobald das Trauma überwunden ist. Für die Mehrzahl der Gefühlsblinden trifft das aber nicht zu. Die Zahl alexithymer Menschen ist in der finnischen Studie sehr hoch. „Kulturelle Unterschiede mögen da eine Erklärung sein. Aber in den nördlichen Ländern scheint weniger Sonne, da kann eine depressive Komponente mit hineinspielen, denn Alexithymie ist oft mit Depressionen verbunden“, meint Müller. Experten vermuten aber auch in der gesunden Bevölkerung einen Anteil von 5 bis 19 Prozent alexithymer Menschen – vorwiegend Männer scheinen davon betroffen zu sein. Unter akut oder chronisch Kranken soll der Prozentsatz, so Müller, sogar bei bis zu 50 Prozent liegen.
Quelle: Apotheken Umschau;
05.08.2005Doch es gibt eine Vielzahl von Menschen, die nie mit emotionalen Ausbrüchen reagieren. Sie können nicht anders. Besonders verbreitet ist dieses Phänomen unter Männern. Rund 17 Prozent davon sind laut einer finnischen Untersuchung nicht in der Lage, ihre Gefühle zuzuordnen. Die Diagnose lautet: Alexithymie.
Gefühlsarmut kann krank machen
Was der Wissenschaft schon lange bekannt ist, hat erst in den 70er Jahren einen Namen bekommen. Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab: „a“ ist die Verneinung, „lexis“ bedeutet lesen, „thymos“ heißt Gemüt. Übersetzt also ungefähr: „Gefühle nicht lesen können“. Wut, Freude, Trauer, Glück – gleichgültig ob positives oder negatives Gefühl, der Alexithyme kann es nicht einordnen oder benennen.
Einem Betroffenen mag das vielleicht nicht auffallen, umso mehr dagegen dem Partner, dem die Gefühlsarmut sehr ans Gemüt gehen kann. Die Gefühlsarmut macht sich für Außenstehende meist kaum bemerkbar. Oft sind die Betroffenen sogar überdurchschnittlich intelligent, verfügen über einen exzellenten technischen und logischen Verstand. Nur an Phantasie mangelt es: „Alexithymiker denken immer nur an konkrete Ereignisse, nicht aber in Emotionen“, erklärt Dr. Jochen Müller, der sich an der Universität Würzburg seit Jahren mit dem Phänomen Alexithymie beschäftigt.
Probleme haben die Betroffenen erst dann, wenn sie ihre Gefühle ausdrücken sollen. Im Lauf der Zeit lernen sie aber, damit umzugehen. Sie wissen, in welchen Situationen andere Menschen bestimmte Gefühle haben, was allerdings eine enorme Konzentration erfordert. Weil er ständig im Unterbewussten versucht, sich an die Umwelt anzupassen, steht der Alexithyme sozusagen unter Dauerstress. Das kann irgendwann zu ernsten Folgeerkrankungen führen. Daher vermuten Fachleute vor allem unter chronisch Kranken besonders viele Alexithyme.
Was sind die Ursachen der Gefühlsblindheit?
Einerseits können genetische Defekte Hirnveränderungen bewirken, die schließlich zur Alexithymie führen. Andererseits gehen Experten davon aus, dass Traumata, hauptsächlich in früher Kindheit, die Gefühlswelt der Betroffenen einmauern. Auch bei Soldaten wurde nach Kriegseinsätzen vorübergehende Gefühlsblindheit festgestellt. „Man nimmt an“, sagt Müller, „dass es eine Art Schutzmechanismus ist. Alexithyme Menschen können diese sehr starken Emotionen nicht verarbeiten und lassen auf diese Weise erst gar keine mehr an sich heran.“
Blockade im Gehirn
Forscher der Universität Köln konnten inzwischen zeigen, dass sich die Verarbeitung von Emotionen in den Gehirnen von alexithymen und gesunden Menschen unterscheidet: Normalerweise übersetzt das limbische System im Gehirn die Körpersignale in Gefühle, die dann zu der für die Sinneswahrnehmung zuständigen Hirnrinde gelangen. Bei Alexithymen wird dagegen ein Bereich im „Stirnlappen“ aktiv, der anscheinend die Verarbeitung der Gefühle im limbischen System blockiert.
In der Praxis diagnostiziert man Alexithymie heute ausschließlich mit verschiedenen Tests, Interviews sowie aufgrund von Fremdbeurteilungen. Meist verwenden Psychologen die Toronto-Alexithymie-Skala, einen Test mit 20 verschiedenen Aussagen, die die Patienten je nach ihrem Zutreffen mit einer Zahl von 1 bis 5 beurteilen müssen. Bei einem Gesamtwert von über 60 gilt ein Mensch als alexithym. Psychologe Müller setzt auf eine Kombination der verschiedenen Diagnosemethoden, denn nur dann könne die Gefühlsblindheit zweifelsfrei erkannt werden.
Emotionen mühsam erklären
Die Therapiemöglichkeiten der Alexithymie sind begrenzt; zu lange wurde das Phänomen von der Wissenschaft vernachlässigt. So wurde früher versucht, die Betroffenen mit psychoanalytischen Methoden zu behandeln, bis man erkannt hat, dass damit wenig zu erreichen war. Heute gehen Psychologen anders an das Problem heran, indem sie ihren Klienten mühsam die Gefühle erklären. „Sie sollen lernen, was es zum Beispiel bedeutet, wenn sie Herzrasen haben“, schildert Müller. Die Forschung stecke auf dem Gebiet der Behandlung aber noch in den Kinderschuhen.
In Fällen von schweren Traumata kann sich eine Gefühlsblindheit wieder etwas zurückentwickeln, sobald das Trauma überwunden ist. Für die Mehrzahl der Gefühlsblinden trifft das aber nicht zu. Die Zahl alexithymer Menschen ist in der finnischen Studie sehr hoch. „Kulturelle Unterschiede mögen da eine Erklärung sein. Aber in den nördlichen Ländern scheint weniger Sonne, da kann eine depressive Komponente mit hineinspielen, denn Alexithymie ist oft mit Depressionen verbunden“, meint Müller. Experten vermuten aber auch in der gesunden Bevölkerung einen Anteil von 5 bis 19 Prozent alexithymer Menschen – vorwiegend Männer scheinen davon betroffen zu sein. Unter akut oder chronisch Kranken soll der Prozentsatz, so Müller, sogar bei bis zu 50 Prozent liegen.
LG Katharina K.
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