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Mittwoch, 14. September 2011

Sind Schmerzen gefährlich?


Ein Schmerzforscher erklärt, warum Schmerzen eine Gefahr für das Nervensystem darstellen

Prof. Walter Zieglgänsberger ist Schmerzforscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie:

Schmerzen können Nerven zerstören, sagen Sie. Wie kommt es dazu?
Labor- und Tierversuche haben gezeigt, dass sehr starke akute Schmerzen, etwas nach einer Operation, aber auch lang dauernde schwache Schmerzen einen fatalen Effekt haben: Sie können bestimmte Nervenzellen im Rückenmark schädigen, die normalerweise Schmerzen dämpfen, durch diese Art von Beschwerden aber offenbar überfordert werden. Schmerzen stellen somit eine Gefahr für das Nervensystem dar und müssen wirksam behandelt werden. Das gilt eben auch für vermeintlich banale, eher schwache Beschwerden, die länger andauern.

Welche Folgen hat der Verlust der Nervenzellen?
Die körpereigene Schmerzbremse wird schwächer. Schmerzimpulse, die von der Peripherie kommen, beispielsweise der Haut, bombardieren das Gehirn nun ungedämpft. Mit der Zeit wird der Patient empfindlicher auf Schmerzen reagieren.

Werden Schmerzen dadurch schneller chronisch?
Ganz bestimmt. An der Chronifizierung sind aber offenbar noch weitere Faktoren beteiligt. Eine wichtige Rolle spielt sicher das limbische System im Gehirn. Hier werden unsere Erinnerungen emotional „eingefärbt“. Wer eine Zeit lang die Erfahrung gemacht hat, dass ihm im Büro das Kreuz wehtut, wird irgendwann schon bei dem Gedanken an den Job Rückenschmerzen bekommen – selbst wenn die Ursache, etwa eine ungünstige Arbeitshaltung, längst abgestellt wurde. Das zeigt, dass Medikamente allein meist nicht genügen, um chronische Schmerzen zu besiegen. Oft ist zusätzlich eine Psychotherapie nötig, um die Qualen wieder zu „verlernen“.



Quelle:
Apotheken Umschau; 05.08.2005, aktualisiert am 27.06.2010 

LG Katharina K.

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